Montag, 17. Oktober 2016

Arbeit ist der Gebrauchswert des Kapitals.


 
Wir kommen nun zur zweiten Seite des Prozesses. Der Austausch zwischen Capital oder Capitalist und dem Arbeiter ist nun fertig, soweit es sich überhaupt um den Prozeß des Austauschs handelt. Er geht jezt fort zur Beziehung des Capitals zur Arbeit als seinem Gebrauchswerth. Die Arbeit ist nicht nur der dem Capital gegen- überstehende Gebrauchswerth, sondern sie ist der Gebrauchswerth des Capitals selbst. 

Als das Nichtsein der Werthe als vergegenständlichter ist die Arbeit ihr Sein als nichtvergegenständlichter, ihr ideelles Sein; die Möglichkeit der Werthe und als Thätigkeit die Werthsetzung. Dem Capital gegenüber ist sie die blose abstrakte Form, die blose Möglichkeit der Werthsetzenden Thätigkeit, die nur als Fähigkeit, Vermögen existirt in der Leiblichkeit des Arbeiters. Aber durch den Contact mit dem Capital zur wirklichen Thätigkeit ge- bracht – aus sich kann sie nicht dazu kommen, da sie gegenstandlos ist – wird sie eine wirkliche werthsetzende, productive Thätigkeit. 

In Bezug auf das Capital kann die Thätigkeit überhaupt nur in der Reproduction seiner selbst – der Erhaltung und Vermehrung seiner als des wirklichen und wirksamen Werthes, nicht des blos gemeinten, wie im Geld als solchem bestehn. Durch den Austausch mit dem Arbeiter hat sich das Capital die Arbeit selbst angeeignet; sie ist eins seiner Momente geworden, die nun als befruchtende Lebendigkeit auf seine nur daseiende und daher todte Gegenständlichkeit wirkt. 

Das Capital ist Geld (für sich gesezter Tauschwerth) aber nicht mehr Geld als in einer besondren Substanz und daher ausgeschlossen von den andren Substanzen der Tauschwerthe neben ihnen existirend, sondern in allen Substanzen, den Tauschwerthen jeder Form und Daseinsweise der vergegenständlichten Arbeit seine ideale Bestimmung erhaltend. Insofern das Capital, als in allen besondren Formen der vergegenständlichten Arbeit existirendes Geld nun in Prozeß tritt mit der nicht vergegenständlichten, sondern lebendigen, als Prozeß und Akt existirenden Arbeit, ist es zunächst dieser qualitative Unterschied der Substanz in der es besteht von der Form, worin es nun auch als Arbeit besteht. 

Es ist der Prozeß dieser Unterscheidung und der Aufhebung derselben, worin das Capital selbst Prozeß wird. Die Arbeit ist das Ferment, das in es geworfen wird, es nun zur Gährung bringt. Einerseits muß die Gegen- ständlichkeit, worin es besteht verarbeitet, d. h. von der Arbeit aufgezehrt, andrerseits die blose Subjektivität der Arbeit als bloser Form aufgehoben, und sie in dem Material des Capitals vergegenständlicht werden.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 218 [MEW 42, S. 219]



Nota. -  Als ideelles Sein ist die Arbeit die Möglichkeit der Werte, als Tätigkeit ist sie die Wertsetzung selbst: Das ist nicht Kokettieren mit der Hegelschen Ausdruckweise, sondern es ist selber die Ausdrucksweise... Fichtes. Die hat Marx gar nicht gekannt (wie ich nachweisen kann), aber er wollte die Hegel'sche Dialektik vom Kopf auf die Füße stellen, ihr nämlich die sich selbet bewegende Substanz austreiben; das konnte für die Ausdrucks- weise nicht ohne Folgen bleiben. Die Formulierung nämlich, Arbeit sei der Gebrauchswert des Kapitals, wäre nicht möglich, solange das Kapital hegelianisch als der sich selbst realisierende Begriff des Werts aufgefasst würde. (Dass die nur daseinde Gegenständlichkeit des Kapitals etwas Totes ist, könnte ebenso von Fichte sein.)
JE




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