Dienstag, 23. August 2016

Warum die Arbeitszeit nicht selber zum Tauschmittel taugt.



Weil der Preiß nicht gleich dem Werth ist, kann das Werthbestimmende Element – die Arbeitszeit – nicht das Element sein, worin die Preisse ausgedrückt werden, weil die Arbeitszeit sich zugleich als das Bestimmende und das Nichtbestimmende, als das Gleiche und Ungleiche ihrer selbst auszudrücken hätte. Weil die Arbeitszeit als Werthmaaß nur ideal existirt, kann sie nicht als Materie der Vergleichung der Preisse dienen. 
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1 , S. 75 [MEW 42, S. 75]

Nota. - Die Grundidee von P. J. Proudhon war, das Geld aus dem Wirtschaftskreislauf auszuschließen, weil er in ihm die Quelle der Ausbeutung sah. Wenn der Wert der Arbeitsprodukte nichts anderes war als die in ihnen materialisierte Arbeitszeit, dann musste man nur die Arbeiter mit Gutscheinen auf die von ihnen eingebrachte Arbeitszeit bezahlen, die sie im genossenschaftlichen Kaufladen gegen in Arbeitszeit ausgezeichnete Waren tauschen, um den Kapitalgewinn und mit ihm die Ausbeutung abzuschaffen.

Die Arbeitszeit ist nur als 'durchschnittliche, gesellschaftlich Notwendige' Wertmaß; aber als solche wird sie nur gedacht, nicht einmal errechnet. 'Es gibt' sie nur in Gestalt der tatsächlichen und sehr unterschiedlichen besonde-ren Arbeiten der sehr unterschiedlichen Individuen; ebenso wie 'es' den Wert nicht als solchen 'gibt', sondern nur in der Gestalt der wechselnden Preise. -

Marx hat nach zwei misslungenen Anläufen zur Niederschrift 'seiner Ökonomie' nicht weiter nach einem ordentlichen Anfang gesucht. Stattdessen hat er pragmatisch unmittelbar mit der Kritik an seinem unmittel-barsten wissenschaftlichen Widersacher begonnen, der zugleich auch sein unmittelbarster politischer Gegner war - Proudhon mit seinem Projekt der genossenschaftlichen Tauschbanken, dessen unmittelbares - und einziges - Ergebnis war, die französische Arbeiterklasse von der Politik fernzuhalten.

Da aber andererseits das Kapital unmittelbar 'aus Geld besteht', konnte es nicht falsch sein, bei der Darstellung der kapitalistischen Wirtschaftsweise - denn dass er eine Kritik der Politischen Ökonomie vor sich hatte, war Marx zu dem Zeitpunkt noch längst nicht klar - von dieser Stelle aus den Zugang zu seinem Thema zu suchen.
 


Nota II. - Seine Realität findet der Durchschnitt in dem durch die Konkurrenz ausgemittelten Preis; je an die- sem Ort, je an diesem Tag. Wären die tatsächliche Arbeitszeit und die tatsächliche Arbeitsqualität nicht verschieden, gäbe es gar keine Konkurrenz und suchte der eine nicht den andern zu unterbieten; gäbe es keinen Ausgleich der Profiraten und - gäbe es keinen Profit. Dann gäbe es kein Kapital und dann gäbe es keine Industrie. Dann gäbe es kein Proletariat und keinen Mehrwert.

Im pp. Realexistierenden gab es all dies wirklich nicht. Die Preise entsprachen keinem Durchschnitt, sondern der freien Phantasie der Planungsbehörde. Und was in Ostdeutschland nach dem Krieg an wettbewerbsfähiger Industrie übriggeblieben war, war nach vierzig Jahren so ziemlich desakkumuliert.
JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen