Mittwoch, 31. August 2016

Mein Bedürfnis tut mir Gewalt an.


van Honthorst

Nun ist es zwar richtig, daß die [Beziehung der] Austauschenden nach der Seite der Motive, d. h. der natürlichen, ausserhalb des ökonomischen Processes / fallenden, auch auf einem gewissen Zwang beruht; aber diese ist nach der einen Seite selbst nur die Gleichgültigkeit des andren für mein Bedürfniß als solches, gegen meine natür-liche Individualität, also seine Gleichheit mit mir und Freiheit, die aber eben so sehr die Voraussetzung der meinigen ist; andrerseits, so weit ich bestimmt werde, forcirt durch meine Bedürfnisse, ist es nur meine eigne Natur, die ein Ganzes von Bedürfnissen und Trieben ist, das mir Gewalt anthut, nichts Fremdes (oder mein Interesse in allgemeiner, reflectirter Form gesezt). Aber es ist ja auch eben diese Seite, wodurch ich dem andren Zwang anthue, ihn in das Tauschsystem treibe. 
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 168f.  [MEW 42, S. 170f.]


Nota. - Hier unterscheidet Marx mit aller Deutlichkeit, die man wünschen kann, zwischen einem jeweils gege-benen, empirischen Ich, das sich als durch seine Bedürfnisse bestimmt und 'leidend' vorfindet, und dem Ich als Subjekt der bürgerlichen Gesellschaft, das Subjekt des allgemeinen Austauschs, das freie und gleiche, das sich als ein solches setzt durch Tätigkeit. 

Noch nicht wird an dieser Stelle die Tätigkeit gesetzt als selber das neue Bedürfnis erzeugend. Denn als seine Bedürfnisse selber Schaffendes greift das tätige Ich wohl weit über den lediglich Austauschenden hinaus und wird zum sich-selbst-Bestimmenden.
JE



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