Dienstag, 19. Januar 2016

Durchschnitt und Begriff, II.


Martin Ries

Der Charakter 1) des Produkts als Waare, und 2) der Waare als Produkt des Kapitals, schließt schon die sämmt-lichen Cirkulationsverhältnisse ein, d. h. einen bestimmten gesellschaftlichen Proceß, den die Produkte durch-machen müssen, und worin sie bestimmte gesellschaftliche Charaktere annehmen; er schließt ein ebenso be-stimmte Verhältnisse der Produktionsagenten, von denen die Verwerthung ihres Produkts und seine Rückver-wandlung, sei es in Lebensmittel, sei es in Produktionsmittel bestimmt ist. Aber auch abgesehn hiervon, ergibt sich aus den beiden obigen Charakteren des Produkts als Waare, oder Waare als kapitalistisch producirter Waa-re, die ganze Werthbestimmung und die Regelung der Gesammtproduktion durch den Werth. 

In dieser ganz specifischen Form des Werths gilt die Arbeit einerseits nur als gesellschaftliche Arbeit; andrer-seits ist die Vertheilung dieser gesellschaftlichen Arbeit und die wechselseitige Ergänzung, der Stoffwechsel ihrer Produkte, die Unterordnung unter, und Einschiebung in, das gesellschaftliche Triebwerk, dem zufälligen, sich wechselseitig aufhebenden Treiben der einzelnen kapitalistischen Producenten überlassen. 

Da diese sich nur als Waarenbesitzer gegenübertreten, und jeder seine Waare so hoch als möglich zu verkaufen sucht (auch scheinbar in der Regulirung der Produktion selbst nur durch seine Willkür geleitet ist) setzt sich das innere Gesetz nur durch vermittelst ihrer Konkurrenz, ihres wechselseitigen Drucks aufeinander, wodurch sich die Abweichungen gegenseitig aufheben. Nur als inneres Gesetz, den einzelnen Agenten gegenüber als blindes Naturgesetz, wirkt hier das Gesetz des Werths und setzt das gesellschaftliche Gleichgewicht der Produktion inmitten ihrer zufälligen Fluktuationen durch. 
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Das Kapital III, 
MEGA II.15 S. 852 [MEW 25, S. 887]

Nota. - Als eine "ganz spezifische Form" wird der Wert hier beschrieben; eine, die der kapitalistischen Produk-tions- und Verkehrsweise eigentümlich ist. Das steht nicht beiläufig irgendwo, sondern an der Stelle, wo Marx gegen Ende des Dritten Bandes ebendiese Eigentümlichkeit des Kapitalismus in wenigen Sätzen ausdrücklich noch einmal zusammenfasst. Nicht, indem der Wertbegriff aus seiner idealen Latenz in die Realität der Er-scheinung übergetreten ist, hat sich das Kapitalverhältnis ausgebildet, sondern in dem Maße, wie die entstehen-de bürgerliche Gesellschaft ihre Realität entwickelt hat, ist es sinnvoll geworden, den Wertbegriff zu verwen-den.
JE




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