Montag, 19. Oktober 2015

Konkurrenz ist die wesentliche Bestimmung des Kapitals.




Mit Ausnahme seiner eignen Arbeiter, erscheint jedem Capitalisten gegenüber die Gesammtmasse aller andren Arbeiter nicht als Arbeiter, sondern als Consumenten; Besitzer von Tauschwerthen (Salair), Geld, das sie gegen seine Waare austauschen. Sie sind ebensoviel Centren der Circulation von denen der Akt des Austauschs aus-geht und der Tauschwerth des Capitals erhalten wird. Sie bilden einen proportionell sehr grossen Theil – ob-gleich not quite so great as is generally imagined, wenn man die eigentlich industriellen Arbeiter im Auge hält – der Consumenten. 

Je grösser ihre Anzahl – die Anzahl der industriellen Bevölkerung – und die Masse Geld, worüber sie zu verfü-gen haben, desto grösser die Austauschsphäre für das Capital. Wir haben gesehn, daß es die Tendenz des Capi-tals die Masse der industriellen Bevölkerung möglichst zu steigern. / ... 

Eigentlich geht uns hier das Verhältniß des einen Capitalisten zu den Arbeitern der andren Capitalisten noch gar nichts [an]. Es zeigt nur die Illusion jedes Capitalisten, ändert aber nichts am Verhältniß von Capital über-haupt zu Arbeit. Jeder Capitalist weiß von seinem Arbeiter, daß er ihm gegenüber nicht als Producent dem Consumenten [gegenüber] steht und wünscht seinen Consum, i. e. seine Tauschfähigkeit, sein Salair möglichst zu beschränken. Er wünscht sich natürlich die Arbeiter der andren Capitalisten als möglichst grosse Consu-menten seiner Waare. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 330-33 [MEW 42, S. 332f.]    

Nota. – Grob gesagt: Der Kapitalist wünscht, dass seine eignen Arbeiter möglichst wenig und die Arbeiter der andern Kapitalisten möglichst viel verdienen. Denn die Kapitalien konkurrieren. Anders hätte eine Arbeiter-bewegung nicht entstehen können.

Konkurrenz ist keine zufällige, sondern die wesentliche Bestimmung des Kapitals. Wieso muss das Kapital Mehrwert hervorbringen? Um es zu akkumulieren. Warum muss es akkumulieren? Weil der Konkurrent akkumuliert – und, indem er billiger produziert, sich vom gemeinsam erwirtschafteten Mehrwert durch den Ausgleich der Profitrate auf dem Markt einen Extraprofit aneignet, den er dem Konkurrenten entzieht, und schließlich schneller akkumuliert als jener – und ihn womöglich am Ende auffrisst.

Der Kapitalist kann nicht wie ein Zunftbürger sagen: Klein, aber mein; ich begnüg' mich mit dem, was ich habe. Er muss konkurrieren.
JE



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