Mittwoch, 14. Oktober 2015

Das naturwüchsige Gemeinwesen als Produktionsbedingung.



Eigenthum meint also ursprünglich nichts als Verhalten des Menschen zu seinen natürlichen Productionsbedin-gungen als ihm gehörigen, als den seinen, als mit seinem eignen Dasein vorausgesezten; Verhalten zu denselben als natürlichen Voraussetzungen seiner selbst, die so zu sagen nur seinen verlängerten Leib bilden. Er verhält sich eigentlich nicht zu seinen Productionsbedingungen; sondern ist doppelt da, sowohl subjektiv als er selbst, wie objektiv in diesen natürlichen anorganischen Bedingungen seiner Existenz. 

Die Formen dieser natürlichen Productionsbedingungen sind doppelt: 1) sein Dasein als Glied eines Gemeinwesens; also das Dasein dieses / Gemeinwesens, das in seiner ursprünglichen Form Stammwesen, mehr oder minder modificirtes Stammwesen ist; 2) das Verhalten zum Grund und Boden vermittelst des Gemeinwesens, als dem seinigen, gemeinschaftliches Bodeneigenthum, zugleich Einzelbesitz für den einzelnen, oder so daß nur die Früchte getheilt werden; der Boden selbst und die Bearbeitung aber gemeinsam bleibt. (Indeß Wohnsitze etc, seien es auch die Wagen der Scythen, erscheinen dann doch immer im Besitze des einzelnen.) 

Eine natürliche Productionsbedingung für das lebendige Individuum ist sein Zubehören zu einer naturwüchsigen Gesellschaft Stamm etc. Dieses ist z. B. schon Bedingung für seine Sprache etc. Sein eignes productives Dasein ist nur unter dieser Bedingung. Sein subjektives Dasein ist dadurch als solches bedingt, ebensosehr wie es bedingt ist durch das Verhalten zur Erde als seinem Laboratorium. 

(Eigenthum ist zwar ursprünglich mobil, denn der Mensch bemächtigt sich d'abord der fertigen Früchte der Erde, wozu unter andrem auch die Thiere gehören und für ihn speziell die zähmbaren. Indeß selbst dieser Zustand – Jagd, Fischerei, Hirtenwesen, Leben von Baumfrüchten etc unterstellt immer Aneignung der Erde, sei es zu festem Wohnplatz, sei es zum roaming, sei es zum Weiden für die Thiere etc.) 
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 359f. [MEW 42, S. 399f.]  

Nota.  Marx hatte durchaus keine 'nomothetische' Vorstellung von der Geschichtswissenschaft; er konstruiert keine Gesetze, sondern sucht im wirklichen Geschehen Dynamiken auf, die den historischen Produktionsge-meinschaften gemeinsam sind oder sie unterscheiden. Die Vorstellung eines überzeitlichen Stufenschemas kam ihm nicht in den Sinn.

Nota II. - Insofern ist meine obige Illustration doppelt passend: Die Lebensweise der nordamerikanischen Prä-rieindianer war nämlich durchaus nicht urwüchsig, sondern sekundär. Sie entwickelte sich erst im 17. Jahrhundert mit der Verbreitung der (ursprünglich von den Europäern eingeschleppten) Wildpferde. Man nimmt an, die Prärieindianer stammten von Stämmen aus den östlichen Wäldern ab, von wo sie von übermächtigen Stämmen nach Westen abgedrängt wurden.
JE

1 Kommentar:

  1. Marx Engels abolissent la science historique en tant que perpétuelle reproduction de notre servitude maintenue. La nomothétique est déjà contenue dans la marchandise, elle même dénominateur de l'arc historique. La 'geimenwesen' s'oppose à la société. Les Sioux ne disaient pas - je te donne 3 patates tu me rends 2,5 tomates - Ils disaient, tiens des patates, tiens des tomates. La révolution néolithique est le commencement de cet arc historique, qui à créé la marchandise, et par là,la nomothétique. Marx n'a pas été là pour inventer, mais simplement rendre compte. Amicalement.

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