Samstag, 19. September 2015

Die Wissenschaft tritt an die Stelle der Arbeit.


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Die Aneignung der lebendigen Arbeit durch das Capital erhält in der Maschinerie auch nach dieser Seite hin eine unmittelbare Realität: Es ist einerseits direkt aus der Wissenschaft entspringende Analyse und Anwendung mechanischer und chemischer Gesetze, welche die Maschine befähigt dieselbe Arbeit zu verrichten, die früher der Arbeiter verrichtete. Die Entwicklung der Maschinerie auf diesem Weg tritt jedoch erst ein, sobald die grosse Industrie schon höhre Stufe erreicht hat und die sämmtlichen Wissenschaften in den Dienst des Capitals gefangen genommen sind; andrerseits die vorhandne Maschinerie selbst schon grosse Ressourcen gewährt. Die Erfindung wird dann ein Geschäft und die Anwendung der Wissenschaft auf die unmittelbare Production selbst ein für sie bestimmender und sie sollicitirender Gesichtspunkt. 

Dieß ist aber nicht der Weg, worin die Maschinerie im Grossen entstanden ist, und noch weniger der, worin sie im Detail fortschreitet. Dieser Weg ist die Analyse – durch Theilung der Arbeit, die die Operationen der Arbeiter schon mehr und mehr in mechanische verwandelt, so daß auf einem gewissen Punkt der Mechanismus an ihre Stelle treten kann. (Ad economy of power.) 

Es erscheint hier also direct die bestimmte Arbeitsweise übertragen von dem Arbeiter auf das Capital in der Form der Maschine, und durch diese Transposition sein eignes Arbeitsvermögen entwerthet. Daher der Kampf der Arbeiter gegen die Maschinerie. Was Thätigkeit des lebendigen Arbeiters war, wird Thätigkeit der Maschine. So tritt dem Arbeiter grob-sinnlich die Aneignung der Arbeit durch das Capital, das Capital als die lebendige Arbeit in sich absorbirend – „als hätt' es Lieb' im Leibe“ – gegenüber.
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 580 [MEW 42, S. 600]


Nota. – Marx schreibt zu einer Zeit, als der technische Fortschritt in Arbeitsanalyse und der Ersetzung mechanischer Verrichtungen bestand. Die Arbeiter wurden ersetzt, es blieben Aufseher und Ingenieure, die nicht als Arbeiter, sondern als Vertreter des Kapital galten. Inzwischen ist die Wissenschaft so weit in die materielle Fertigung eingedrungen, dass immer mehr Maschinen sich selbst beaufsichtigen und selber reparieren. Die lebendige Arbeit, die verbleibt, ist die von Ingenieuren, deren Tätigkeit mehr wissenschaftlich als mechanisch ist. Kann man noch sagen, dass der ganze Mehrwert - nein: letzten Endes aller Profit aus der Mehrarbeit dieser Handvoll Hochspezialisten besteht?
JE

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