Freitag, 25. September 2015

Das Kapital hat keine Grenzen.


Life

Die universelle Tendenz des Capitals erscheint hier, die es von allen früheren Productionsstufen unterscheidet. Obgleich seiner Natur nach selbst bornirt, strebt es nach universeller Entwicklung der Productivkräfte und wird so die Voraussetzung neuer Productionsweise, die gegründet ist nicht auf die Entwicklung der Productivkräfte, um einen bestimmten Zustand zu reproduciren und höchstens auszuweiten, sondern wo die – freie, ungehemmte, progressive, und universelle Entwicklung der Productivkräfte selbst die Voraussetzung der Gesellschaft und daher ihrer Reproduction bildet; wo die einzige Voraussetzung das Hinausgehn über den Ausgangspunkt. 

Diese Tendenz – die das Capital hat, aber die zugleich ihm selbst als einer bornirten Productionsform widerspricht und es daher zu seiner Auflösung treibt – unterscheidet das Capital von allen frühren Productionsweisen und enthält zugleich das in sich, daß es als bloser Uebergangspunkt gesezt ist. Alle bisherigen Gesellschaftsformen gingen unter an der Entwicklung des Reichthums – oder was dasselbe ist der gesellschaftlichen Productivkräfte. Bei den Alten, die das Bewußtsein hatten, wird der Reichthum daher direct als Auflösung des Gemeinwesens denuncirt. Die Feudalverfassung ihrerseits ging unter an städtischer Industrie, Handel, moderner Agricultur. (Sogar an einzelnen Erfindungen, wie Pulver und Druckerpresse.) 

Mit der Entwicklung des Reichthums – und daher auch neuer Kräfte und erweiterten Verkehrs der Individuen – lösten sich die ökonomischen Bedingungen auf, worauf das Gemeinwesen beruhte, die politischen Verhältnisse der verschiednen Bestandtheile des Gemeinwesens die dem entsprachen: die Religion, worin es idealisirt angeschaut wurde (und beides beruhte wieder auf einem gegebnen Verhältniß zur Natur, in die sich alle Productivkraft auflöst); der Charakter, Anschauung etc der Individuen. Die Entwicklung der Wissenschaft allein – i. e. der solidesten Form des / Reichthums, sowohl Product wie Producent desselben – war hinreichend diese Gemeinwesen aufzulösen. Die Entwicklung der Wissenschaft, dieses ideellen und zugleich praktischen Reichthums, ist aber nur eine Seite, eine Form, worin die Entwicklung der menschlichen Productivkräfte, i. e. des Reichthums erscheint. Ideell betrachtet reichte die Auflösung einer bestimmten Bewußtseinsform hin, um eine ganze Epoche zu tödten. Reell entspricht diese Schranke des Bewußtseins einem bestimmten Grad der Entwicklung der materiellen Productivkräfte und daher des Reichthums. 

Allerdings fand Entwicklung statt nicht nur auf der alten Basis, sondern Entwicklung dieser Basis selbst. Die höchste Entwicklung dieser Basis selbst (die Blüthe, worin sie sich verwandelt; es ist aber doch immer diese Basis, diese Pflanze als Blüthe; daher Verwelken nach der Blüthe und als Folge der Blüthe) ist der Punkt, worin sie selbst zu der Form ausgearbeitet ist, worin sie mit der höchsten Entwicklung der Productivkräfte vereinbar daher auch der reichsten Entwicklung der Individuen. Sobald dieser Punkt erreicht ist, erscheint die weitre Entwicklung als Verfall und die neue Entwicklung beginnt von einer neuen Basis. 


Wir haben vorhin gesehn, daß das Eigenthum an den Productionsbedingungen gesezt war als identisch mit einer bornirten, bestimmten Form des Gemeinwesens; des Individuums also in solchen Eigenschaften – bornirten Eigenschaften und bornirter Entwicklung seiner Productivkräfte – um solches Gemeinwesen zu bilden. Diese Voraussetzung selbst war wieder ihrerseits das Resultat einer bornirten historischen Stufe der Entwicklung der Productivkräfte; des Reichthums sowohl, wie der Weise ihn zu schaffen. Der Zweck des Gemeinwesens, des Individuums – wie Bedingung der Production – die Reproduction dieser bestimmten Productionsbedingungen und der Individuen, sowohl einzeln, wie in ihren gesellschaftlichen Sonderungen und Beziehungen – als lebendige Träger dieser Bedingungen. 

Das Capital sezt die Production des Reichthums selbst und daher die universelle Entwicklung der Productivkräfte, die beständige Umwälzung seiner vorhandnen Voraussetzungen, als Voraussetzung seiner Reproduction. Der Werth schließt keinen Gebrauchswerth aus; also keine besondre Art der Consumtion etc des Verkehrs etc als absolute Bedingung ein; und ebenso erscheint ihm jeder Grad der Entwicklung der gesellschaftlichen Productivkräfte, des Verkehrs, des Wissens etc nur als Schranke, die es zu überwältigen strebt. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 438f. [MEW 42, S. 445ff.]






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